Donnerstag, 18. April 2024


Jugendherbergen rücken Situation von Kindern und Jugendlichen "nach Corona" in den Fokus

Reisen / Urlaub

18 November 2022 10:00 Uhr

  • Haben in der Jugendherberge Berlin Ostkreuz gemeinsam über die Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gesprochen (von links): Prof. Dr. Wolfgang Schroer, Oliver Sachsze, Moderator Johannes Büchs, Dr. Susanne Pacher und Prof. Dr. Julian Sc

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Berlin (ots) - Homeschooling, Freundschaft auf Abstand, wenig bis keine Aktivitäten im Verein oder der Gruppe: Die Corona-Pandemie hat vor allem Heranwachsende vor große Herausforderungen gestellt - mit teils gravierenden Folgen. Wie diese genau aussehen und welche konkreten Hilfsangebote jetzt wichtig sind, darüber haben sich die Referierenden der Gesprächsrunde zum Thema "Gesunde Kinder, gesunde Gesellschaft - der Beitrag der Jugendherbergen" in Berlin ausgetauscht. Die Podiumsdiskussion mit insgesamt vier Referierenden bildete das Schwerpunktthema der diesjährigen Mitgliederversammlung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), an der in der Jugendherberge Ostkreuz über 100 Delegierte teilnahmen. Moderiert wurde das Format von Journalist und Fernsehmoderator Johannes Büchs. "Viele Kinder und Jugendliche sind psychisch belastet, einige sind psychisch krank. Unsere Aufgabe muss es jetzt gemeinsam sein, sie aufzufangen und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden", erklärte Prof. Dr. Julian Schmitz in seinem Beitrag. Schmitz ist ausgebildeter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (Verhaltenstherapie), promovierte in Klinischer Kinder- und Jugendpsychologie und hat seit 2016 die Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Leipzig inne. "Heranwachsende brauchen Orte, wo sie sich beteiligen können. Sie brauchen aber auch Freiräume, in denen sie Ängste und Unsicherheiten teilen oder ihre Zukunft planen können. Es bedarf hier einer sensiblen Herangehensweise", bekräftigte Prof. Dr. Wolfgang Schröer, der seit 2004 als Professor für Sozialpädagogik am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik in Hildesheim lehrt und forscht. Solche geschützten Orte des Austauschs und des Lernens können die mehr als 400 Jugendherbergen in Deutschland nach dem Wegfall von Beherbergungsverboten oder anderer Einschränkungen jetzt endlich wieder wie "vor Corona" anbieten. Auf den bisher konzipierten Angeboten, gerade mit Fokus auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Heranwachsende, will sich der Verband aber nicht ausruhen, sondern diese in Zusammenarbeit mit Expert*innen kontinuierlich weiterentwickeln. So gibt es besonders für Kinder und Jugendliche beispielsweise spezielle Teambuilding-Angebote, Kurse zur Gewaltprävention und Selbstbehauptung, Seminare gegen (Cyber-)-Mobbing/Einsamkeit oder Aktiv-Programme in der Natur oder in Form sportlicher Aktivitäten. Mit der Beteiligung am Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" hat das DJH sein Engagement ebenfalls unterstrichen. "Gerade bei Klassenfahrten merken wir, dass es oft schon genügt, den jungen Menschen einen sicheren Platz zu bieten, wo sie sich entfalten können, wo sie sich frei begegnen und miteinander agieren können. Die Ängste sind auch ein großes Thema - es gibt Kinder, die nach so langer Zeit ohne engeren Kontakt zum Beispiel erst einmal wieder lernen müssen, mit anderen in einem Raum zu schlafen", berichtete eine der anwesenden Herbergsleitungen den Expert*innen. Wichtig sei es auch, die Kinder und Jugendlichen in Prozesse mit einzubeziehen und mit ihnen statt über sie zu reden. "Ein Mitspracherecht ist ganz wichtig, man muss hartnäckig bleiben, trotz Widerständen. Corona hat diese Beteiligung vielerorts unmöglich gemacht - auch das hat zu Frustration bei Heranwachsenden gesorgt", so Oliver Sachsze, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz. Er wünscht sich, "dass Kinder und Jugendliche jetzt wieder Platz zum Toben und Ausleben bekommen, um sich gegenseitig wieder kennenzulernen und gemeinsam ins Handeln zu kommen." Dem pflichtete auch Prof. Dr. Julian Schmitz bei, der in seinem Schlusswort appellierte: "Kinder, Jugend und auch Familie sind wichtige Themen: Lassen Sie uns die Vernetzung vorantreiben, Erfahrungswerte nutzen und noch stärker gemeinsam laut sein!" Speziell den Punkt der Vernetzung unterstrich im Anschluss Referentin Dr. Susanne Pacher. "Wir haben einen großen Konsens im DJH, für Kinder und Jugendliche gute und dringend benötigte Angebote zu machen. Es ist wichtig, dieses Thema, wie im Rahmen dieser Runde hier, immer wieder prominent nach vorne zu schieben. Die weitere Vernetzung und Bündelung unseres Knowhows muss das gemeinsame Ziel sein", so die DJH-Vizepräsidentin und Vorsitzende des DJH-Landesverbandes Baden-Württemberg.

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